Im Laufe eines Gartenjahres kann es leider immer mal wieder vorkommen, dass eine oder gar mehrere Pflanzen nicht mehr genug Energie aus dem Boden ziehen können und infolgedessen nicht mehr so wachsen und gedeihen, wie es sich die meisten Gärtner:innen wünschen würden. Zudem gibt es einige lästige Krankheiten und Schädlinge, die den heimischen Nutzgarten trotz aller Bemühungen heimsuchen können und die erfolgreiche Ernte bedrohen. Was also tun?
Für gewöhnlich wäre man nun geneigt, eines der vielversprechenden Pflanzenschutzmittel aus dem Handel zu erwerben, doch wenn man sich die meisten Inhaltsstoffe der gängigen Insektizide anschaut und dabei keinen Schimmer davon hat, was unter all diesen chemischen Begriffen nun zu verstehen ist, kommt man nicht umhin sich zu fragen: möchte ich das wirklich in meinem Gemüsegarten verwenden? Doch wie so häufig hält die Natur für alles, was sie uns an Ärgernissen beschert, auch stets das passende Gegenmittel parat. Man muss nur wissen, wo man suchen muss.
Für meine liebste Geheimwaffe aus der Natur muss man indes nicht lange suchen, denn die Rede ist von der guten, alten Brennnessel. Die Brennessel kann als Sud oder als Jauche sowohl für die Kräftigung der Pflanze als Dünger wie auch als natürlicher Pflanzenschutz gegen diverse Schädlinge und Krankheiten helfen. Während man sich beim Beikraut jäten über jede Berührung mit der Brennnessel ärgert, freuen sich die Pflanzen gemeinhin über eine Ladung der (leider sehr übel riechenden) Jauche. Sie bringt jede Menge Kalium, Stickstoff sowie Kieselsäure mit sich und verschafft den Pflanzen so neue Energie, um das zu tun, was sie am besten können: über sich hinauswachsen! Wenn man die Brennnessel jedoch zur Bekämpfung von Blattläusen, Mehltau und Co. heranziehen möchte, braucht man lediglich etwas verdünnten Sud auf die betroffenen Pflanzen zu sprühen (dies tut man vorzugsweise bei bedecktem Wetter oder früh morgens, denn andernfalls könnte die Sonne die Blätter der behandelten Pflanzen verbrennen).
Für eine klassische Brennnesseljauche braucht man nicht viel: einen großen Eimer oder ein kleines Fass, Handschuhe, eine Gartenschere, Brennnesseln und Wasser. Falls man dem allzu strengen Geruch der Jauche entgegenwirken möchte, empfiehlt sich hier zusätzlich eine gute Ladung Gesteinsmehl, um die Gerüche zu binden. Man rechnet auf zehn Liter Wasser mit etwa einem Kilogramm frischer Brennnesseln, doch keine Sorge: man muss die Blätter nun wahrlich nicht mit der Küchenwage bis auf die letzte Kommastelle genau abwiegen, Pi mal Daumen tut es auch! Die Blätter der Brennnesseln sollten mit der Gartenschere grob in kleinere Stücke geschnitten und anschließend in dem Eimer/Fass mit Wasser übergossen werden. Sämtliche Blätter sollten anschließend mit Wasser bedeckt sein und das Ganze muss jeden Tag über die nächsten ein bis zwei Wochen einmal ordentlich umgerührt werden. Wenn keine Bläschen mehr aufsteigen, ist die Brennnesseljauche fertig. Die übrigen Blätter können aus der Jauche herausgefischt und auf dem Kompost entsorgt werden. Die Jauche selbst sollte jedoch nie unverdünnt ausgebracht werden; auf eine zehn-Liter Gießkanne kann man ungefähr 1-2 Liter Jauche geben und erhält so ein gutes Mischungsverhältnis. Im Idealfall bringt man den flüssigen Dünger auf die bereits befeuchtete Erde aus.
Möchte man jedoch den Schädlingen den Kampf ansagen, reicht eine einfache Brühe (auch Sud genannt) völlig aus: hierfür einfach ein bis zwei Hände voll frischer Brennnesseln mit etwa zwei Litern Wasser übergießen und etwa 12 Stunden ziehen lassen. Auch hier sämtliche Pflanzreste ordentlich aussieben und alles in einen Pumpsprüher geben, um anschließend die erkrankten oder befallenen Pflanzen zu besprühen. Bei Bedarf mehrere Tage infolge wiederholen.
Was mit der Brennnessel gegen Blattläuse und Mehltau funktioniert, geht natürlich auch mit anderen Pflanzen: ein guter Ackerschachtelhalmsud hat sich bisher gegen schwarze Läuse bei Bohnen bewährt, ein Tee aus Knoblauch und/oder Zwiebeln kann gegen Mehltau und Milben Abhilfe schaffen und eine Brühe aus Basilikumblättern sagt der weißen Fliege den Kampf an. Es gibt also viele Möglichkeiten, um unliebsamen Besuchern oder Krankheiten im Gemüsegarten zu begegnen und alle davon haben drei Dinge gemeinsam: sie schonen die Umwelt und sind gänzlich biologisch; man muss dafür nicht ins Auto steigen und teure Pflanzenschutzmittel kaufen und letztlich ermöglichen sie es einem, die Natur noch einmal auf eine ganz andere Art und Weise kennenzulernen.
Denn spätestens jetzt wissen wir, dass im Grunde genommen wirklich und wahrhaftig gegen alles ein Kraut gewachsen ist!
Ich wünsche gutes Gelingen!
Dieser Artikel wurde 2023 von Madeleine Becker @frau_freudig verfasst.